Ausgefragt ?! Warum bekommt man Krebs?
Interview mit Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer
II. Medizinische Klinik und Poliklinik
UCCH - Universitäres Cancer Center Hamburg
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Das Interview zum Nachlesen
Mein Name ist Carsten Bokemeyer, ich leite die Klinik für Onkologie und Hämatologie am UKE und das Universitäre Cancer Center, UCCH – das ist das interdisziplinäre Krebszentrum, was wir hier am UKE für die Versorgung und für die Forschung rund um das Thema Krebs geschaffen haben.
Was genau ist Krebs?
Krebs ist für viele Menschen erst einmal eine schlimme Diagnose. Biologisch ist es so, dass eine der Zellen unseres Körpers plötzlich Eigenschaften gewinnt, sich unkontrolliert zu vermehren, auszubreiten, zu wachsen, ohne die Grenzen zu respektieren und im schlimmsten Fall auch sich im Körper auszudehnen - das nennen wir dann Metastasieren – und das ist das, was Krebs ganz besonders gefährlich und in manchen Fällen auch tödlich macht.
Was ist die häufigste Krebserkrankung und weiß man wieso?
Bei Männern ist die häufigste Erkrankung Prostatakrebs, bei Frauen Brustkrebs, gefolgt bei beiden Geschlechtern von Lungenkrebs und Darmkrebs. Und wir können uns das so vorstellen, dass eben z.B. auch Schadstoffe von außen dort Zellen im Darm oder in der Lunge verändern. Es gibt zusätzlich aber auch erbliche Faktoren, die zu Krebs führen können.
Was sind die größten Risikofaktoren, an Krebs zu erkranken?
Der größte Risikofaktor, an Krebs zu erkranken, ist alt zu werden, weil unser Immunsystem dann die Krebszellen nicht mehr abräumt. Also, Krebs ist erst einmal eine Alterserkrankung in ganz vielen Fällen. Und dann eben Lebensstilveränderungen: Rauchen, Übergewicht, auch virale Infektionen. Etwa 40% aller Krebserkrankungen sind durch Lebensstilfaktoren und äußere Einflussfaktoren verursacht.
Warum ist das Thema Patient:innenbeteiligung so wichtig?
Eigentlich ist es ja ganz offensichtlich: Patienten sind die Betroffenen mit der Krebserkrankung, also die mit einzubinden, wie Behandlungen entwickelt werden, was vielleicht auch erforscht wird an Krebserkrankungen, ist ja extrem sinnvoll. Und ich kann nur sagen: Wir lernen ganz viel von Patientinnen und Patienten, wie wir Krebsforschung, Krebsbehandlung und viele andere Dinge in der Unterstützung weiterentwickeln sollen.
Welche persönliche Botschaft haben Sie für die Zuschauer:innen?
Krebs ist heute kein Todesurteil mehr. Die Behandlung an einem Zentrum, wo ein interdisziplinäres Team die Ergebnisse der modernen Forschung umsetzt und damit die bestmöglichen Behandlungen individuell zusammenstellt, ist eine große Chance. Nutzen Sie diese Chance, damit eben wirklich die Zukunft besser wird!
Welche Errungenschaften gibt es bisher in der Forschung?
In den letzten Jahren haben wir erhebliche Fortschritte in der Krebsbehandlung gemacht und zwei ganz, ganz große Entwicklungen: einmal die Immuntherapie für Krebs, die wirklich erhebliche Verbesserungen in der Behandlung erzielt hat und das zweite die zielgerichtete, personalisierte Krebstherapie, die eine Analyse der DNA in den Krebszellen macht und darauf basiert genaue Medikamente gibt – beides ganz große Fortschritte in der Behandlung der letzten Jahre.
Wo sehen Sie die Krebsmedizin in der Zukunft?
Die Krebsmedizin der Zukunft wird immer patientenindividueller. Sie wird genauer auf die Tumorerkrankung zugeschnitten, auf den einzelnen Patienten zugeschnitten und sie ist vor allem viel wirksamer und nebenwirkungsärmer als das bisher war und damit auch viel besser verträglich und macht damit eben auch viel mehr Heilungen für Menschen möglich.