Ausgefragt ?! Was raten Sie angehenden Wissenschaftlerinnen?
Interview mit Prof. Dr. med. Marylyn Addo
IIRVD - Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung
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Das Interview zum Nachlesen
Wieso sind Sie Wissenschaftlerin geworden?
Ich bin Wissenschaftlerin geworden, weil es mich schon immer fasziniert hat, Neues zu entdecken. Das ist so ein Gefühl wie auf neuem Schnee zu laufen. Ich finde es sehr spannend, und ich habe mich dann für das Thema Infektionskrankheiten entschieden.
An welchen wissenschaftlichen Projekten forschen Sie gerade?
Mein Institut und mein Laborteam forschen gerade an Impfstoffen gegen neuartige Erreger. Der Impfstoff, mit dem wir uns jetzt am meisten beschäftigen, ist ein Impfstoff gegen das Middle East Respiratory Syndrome oder kurz auch MERS. Da haben wir eine große Studie, die wir mit Kollegen und Kolleginnen aus den Niederlanden zusammen durchführen. Aber wir haben auch Impfstoffe gegen Ebola, die wir beforschen oder jetzt bald auch einen neuen gegen Hepatitis B.
Woher nehmen Sie Ihre Motivation?
Es sind ja spannende Fragestellungen, die wir auch gemeinsam in einem wissenschaftlichen Team erarbeiten – und da gibt es Erfolgserlebnisse, aber auch mal langsame Perioden und auch mal Niederlagen. Und wenn man das gemeinsam annimmt, ist das immer trotzdem spannend.
Haben oder hatten Sie ein weibliches Vorbild?
Das Thema „Role Models“ ist ja ein wichtiges: Ich glaube, ich bin schon inspiriert und fasziniert von Wissenschaftlerinnen wie Marie Curie. Aber ich hatte auch in meinem Leben ganz pragmatisch Chefärztinnen oder Oberärztinnen, die schon weiter waren in ihrer Karriere, die mir Rat gegeben haben und deren Vorbild ich auch gefolgt bin.
Was war bisher die größte Herausforderung in Ihrer Laufbahn?
Ich glaube, im Laufe einer wissenschaftlichen Karriere kommen immer mal wieder Herausforderungen. Es ist oft nicht ganz einfach zu sehen, wie man seine Aufgaben priorisieren soll. Es sind oft viele Bälle in der Luft, die alle gleichzeitig irgendwie eine Aktivität erfordern – und das zu sortieren, ist oft schwierig und natürlich auch Familienleben, Wissenschaft, Reisen, alles unter einen Hut zu bekommen, das birgt auch Herausforderungen manchmal.
Wären Sie als Mann geboren, wäre Ihr Leben dann anders verlaufen?
Das ist eine interessante Frage. Ich denke, das Leben wäre sicherlich anders verlaufen, aber ob es unbedingt schlechter oder besser gewesen wäre, das kann man gar nicht beantworten. Ich glaube, Wege können sehr individuell sein, und meiner war auch nicht ganz geradlinig und auch individuell, und ich bin dankbar und froh, wo ich momentan angekommen bin.
Wie wichtig ist Chancengleichheit am UKE?
Das UKE legt großen Wert auf Chancengleichheit und Diversität, und so bin auch ich schon seit vielen Jahren Teil des Gleichstellungsteams. Es gibt viele Initiativen am UKE, die junge Wissenschaftlerinnen fördern und begleiten und unterstützen. Und ich bin froh, dass ich in einer Institution arbeiten darf, die diese Werte lebt.