Fit für die Praxis
Minimalinvasive OPs erfordern Präzision und viel Geschick. Im chirurgischen Simulationslabor (SimLab) können Medizinstudierende an selbst hergestellten Modellen chirurgische Basisfertigkeiten trainieren.
Text: Nicole Sénégas-Wulf, Fotos: Axel Kirchhof
Feinste Bewegungen mit langen, schmalen Instrumenten durch millimetergroße Körperöffnungen zu bewerkstelligen, will gelernt sein. Besonders herausfordernd bei laparoskopischen – also minimalinvasiven – Eingriffen im Bauchraum ist die Orientierung im Operationsgebiet. „Das liegt daran, dass die OP in einem dreidimensionalen Raum stattfindet, die Instrumente und das Zielgewebe aber nur zweidimensional auf einem Monitor erscheinen“, erläutert Medizinstudent Hans Christian Schmidt, der das SimLab gemeinsam mit 15 Kommiliton:innen im UKE aufbaut. Es richtet sich gezielt an Studierende. Ausgebildet und praktisch unterstützt werden Schmidt und sein Team durch Kinderchirurg Prof. Dr. Christian Tomuschat. Er ist überzeugt: „Je früher operative Grundfertigkeiten erlernt werden, desto leichter fällt der Start im realen Operationssaal.“
Trainiert wird im von der Exzellenzuniversität Hamburg geförderten SimLab an Laparoskopie-Boxen, die den Bauchraum simulieren. Durch ihre winzigen Öffnungen tasten sich die Studierenden mit OP-Instrumenten bis zum Operationsgebiet vor: einem Naht-Pad aus Silikon oder einer mit kleinen Metallstiften gespickten Platte, die sie mithilfe chirurgischer Fasszangen mit Gummibändern umspannen. „Ein Gefühl für Instrumente und Bewegungsabläufe zu entwickeln, braucht Zeit. Im SimLab haben Studierende die Möglichkeit, vollkommen stressfrei zu üben“, sagt Hans Christian Schmidt.
Neben dem Kursangebot entwickelt die studentische Forschungsgruppe eigene Organmodelle im 3D-Druckverfahren. „Mit speziellen Softwareprogrammen können wir anonymisierte CT-Daten von Patient:innen bearbeiten und als 3D-Modellierung druckbar machen“, erklären die Sim-Lab-Mitglieder Abdulrahman Al-Harazi und Hajera Khaleqi. Erste Prototypen wurden bereits hergestellt: Schlüsselbeine, Beckenknochen bis zum vollständigen Brustkorb. Aber auch weiche, anatomische Strukturen wie Blinddarm, Leber oder Gallenblase. Hierzu wird eine feste Form aus Filamenten gedruckt und anschließend mit Silikon ausgegossen. Aktuell untersucht das 3D-Team, mit welchen Füllmaterialien sich die Texturen bestimmter Gewebearten authentischer simulieren lassen. So sollen Studierende möglichst bald realitätsnah konkrete Operationsabläufe üben können.