Blutvergiftung bei Neugeborenen
FRÜHZEITIGE DIAGNOSE
Neugeborene haben ein stark erhöhtes Risiko, eine bakterielle Sepsis zu entwickeln. Noch immer verläuft eine solche Blutvergiftung häufig tödlich. Ein Grund dafür könnte im späten Erkennen der Erkrankung liegen. „Aufgrund der unspezifischen klinischen Merkmale und der Schwierigkeiten mit der Interpretation bisheriger Marker stellt die Diagnose eine besondere Herausforderung dar“, erklärt Dr. Michael Böttcher, Klinik für Kinderchirurgie. Dabei könnte ein frühzeitiges Erkennen die Behandlung nachhaltig verbessern.
NETs als Biomarker
Bei Erwachsenen hat sich ein Verfahren zur Diagnose in der Frühphase der Infektion etabliert: Zellen der Immunabwehr bekämpfen Krankheitserreger mit Hilfe sogenannter NETs. Das sind netzartige DNA-Strukturen, die Mikroorganismen unschädlich machen. Die NETs geben den behandelnden Ärzten Hinweise auf die Erkrankung und ihre Schwere, sie fungieren als sogenannte Biomarker. „Über die Rolle der NETs bei Neugeborenen wissen wir noch nicht viel. Bei gesunden Säuglingen können zum Zeitpunkt der Geburt keine NETs nachgewiesen werden, nach einer bakteriellen Stimulation kann jedoch auch bei ihnen die Bildung von NETs induziert sein“, macht Boettcher deutlich. Gemeinsam mit Prof. Dr. Dominique Singer und Dr. Tobias Fuchs versucht er herauszufinden, welche Funktion die NETs bei der Infektion von Neugeborenen haben. Eine im Sommer 2015 gestartete und auf zwei Jahre angelegte klinische Studie könnte helfen, die Erkrankung früher zu erkennen und so eine erfolgversprechendere Behandlung zu ermöglichen.