Mithilfe zur Stärkung der Rechtsstaatlichkeit in Mexiko
Mexiko durchläuft nach Angaben der eigenen Regierung eine tiefgreifende forensische Krise. Aktuell gelten in Mexiko derzeit mehr als 90.000 Menschen als offiziell verschwunden. Gleichzeitig gibt es Tausende von noch nicht geöffneten Gräbern und mehr als 52.000 nicht identifizierte Tote. Zudem verzeichnet Mexiko fast 100 Tötungsdelikte pro Tag (im Vergleich hierzu waren es in Deutschland im gesamten Jahr 2019 insgesamt 245 Tötungsdelikte laut Angeben des Bundeskriminalamtes). In Mexiko ist die Aufklärungsquote solcher Kapitalverbrechen gering, sodass viele Menschen verschwunden bzw. unidentifiziert bleiben. Die Folgen der hohen Anzahl unbekannter Verstorbener und offiziell Vermisster sind tiefgreifend und beeinträchtigen die Integrität sowie den sozialen Zusammenhalt der mexikanischen Gesellschaft
(
https://akzente.giz.de/de/artikel/zur-sozialen-befriedung-mexikos-beitragen
).
Im Auftrag des Auswärtigen Amtes (AA) führt die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) das Projekt „ Stärkung der Rechtsstaatlichkeit in Mexiko “ durch. Ziel ist es, durch die Identifizierung weiterer Verstorbener den Angehörigen Gewissheit über deren Verbleib zu verschaffen und damit einen Beitrag zum sozialen Frieden in Mexiko zu leisten sowie das Vertrauen in den mexikanischen Rechtsstaat zu stärken. Der DAAD fördert aus Mitteln der GIZ das Vorhaben „Deutsch-mexikanische Hochschulkooperation zur Förderung des akademischen Austauschs zwischen Rechtsmedizinern in Mexiko und Deutschland – CoCiMex“.
Im Rahmen dieses Projektes sind wir, als Team des Instituts für Rechtsmedizin Hamburg, eine Kooperation zu drei mexikanischen Partnern eingegangen: Dem größten forensischen Institut in Mexiko-Stadt (INCIFO, Instituto de Servicios Periciales y Ciencias Forenses del Poder Judicial de la Ciudad de Mexico), der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Coahuila de Zaragoza (FGE, Fiscalía General del Estado de Coahuila de Zaragoza) und dem Fortbildungsinstitut der Generalstaatsanwaltschaft (INACIPE).
Ziel ist, die Erhebung ante- und postmortaler Daten und den inter-institutionellen Informationsaustausch in Mexiko zu verbessern. Hierzu erfolgt eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den deutschen und mexikanischen Instituten. Zudem versuchen wir durch die Integration externer Kooperationspartner, wie DERMALOG, sowie einem deutschen Team von IT-lern den Prozess mit technischen Lösungen zusätzlich zu vereinfachen.
Nachdem sich die verschiedenen Institute im Rahmen eines sog. „Match-Makings“ Anfang des Jahres zusammengefunden haben, startete das Drittmittelprojekt im Mai 2021. Seitdem findet ein großer Teil der Arbeit webbasiert statt. Trotz der durch die SARS-CoV-2-Pandemie erschwerten Bedingungen konnte die mexikanische Projektleitung das Institut für Rechtsmedizin in Hamburg bereits im September besuchen. Vom 11. – 15.10.2021 hatte ein Teil des Teams aus Hamburg zudem die Möglichkeit am ersten „Simposio International de Identificación Humana“ in Mexiko-Stadt aktiv teilzunehmen ( www.identificacionhumana.mx ).
Durch den akademischen Austausch soll das Ausbildungsniveau verschiedener Berufsgruppen harmonisiert werden. Gegenseitige Besuche der Wissenschaftler:innen aus Mexiko und Deutschland ermöglichen eine Einsicht in die jeweilige Arbeitsweise und bilden die Grundlage für die jetzige und zukünftige Zusammenarbeit. Dazu soll nächstes Jahr u.a. eine Workshop-Woche mit Vorträgen und Praktika rund um das Thema „Human Identification“ in Mexiko stattfinden.