National survey on psychiatric and somatic health of homeless individuals during the COVID-19 pandemic - NAPSHI
Die Auswirkungen von COVID-19 auf Menschen ohne festen Wohnsitz
Die COVID-19 Pandemie stellt die Welt vor neue Herausforderungen. Neben dem Gesundheitssektor wird durch die Pandemie auch das Sozial- und Wirtschaftssystem deutlich beeinträchtigt. In Deutschland galten und gelten seit Frühjahr 2020 wiederholt strenge Auflagen für Unternehmen, Einzelpersonen und karitative Organisationen. Diese Einschränkungen haben direkte Auswirkungen auf die Lebensrealität der etwa 700.000 Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland, deren Versorgung zu einem Großteil von städtischen und karitativen Hilfsangeboten abhängig ist. Einerseits wird durch die Schließung vieler bisher betriebenen Unterkünfte und Versorgungsangebote den Menschen ohne festen Wohnsitz die Übernachtungsmöglichkeit, die Versorgung mit Lebensmitteln, und der Zugang zu Sanitäranlagen deutlich erschwert. Als Folge des „Social Distancing“ entfällt für viele Wohnungslose außerdem die Möglichkeit, auf den Straßen materielle und finanzielle Zuwendungen zu erbitten. Auf der anderen Seite hat die COVID-19 Pandemie in vielen Bereichen auch zur Schaffung neuer, niederschwelliger und weniger beengter Versorgungangebote und Unterbringungsmöglichkeiten geführt.
Die psychosozialen und gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie auf die wohnungslose Bevölkerung sind bis heute nur wenig erforscht. Bereits im März 2020 wurde vermutet, dass die SARS-CoV-2 Pandemie insbesondere für Menschen ohne festen Wohnsitz ein großes Risiko darstellen wird. Neben der erhöhten Morbidität wurde auch eine erhöhte Transfektionsrate innerhalb dieser besonderen Population angenommen. Zur Gesundheit von Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland gab es bereits vor der COVID-19 Pandemie nur relativ wenige Daten. Die Übertragung von Studienergebnissen aus anderen Ländern, in denen zum Teil deutlich intensivere Forschungsarbeiten durchgeführt wurden, ist auf Grund der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur, abweichenden Sozial- und Gesundheitssystemen und Hilfsangeboten nur eingeschränkt möglich. Weiterhin fehlen longitudinale Daten, welche auf Grund der hohen Mobilität des Kollektivs nur schwer zu erheben sind. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Prävalenz von psychischen und somatischen Erkrankungen bei Obdachlosen in Deutschland im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöht ist. Dies liegt unter anderem am erschwerten Zugang zum oder an einer aktiven Meidung des Gesundheitssystems.
Erste Ergebnisse aus dem Hamburg survey of homeless individuals im Frühjahr 2020
Bereits im Frühjahr 2020 führten wir im Rahmen des Hamburg survey of homeless individuals eine Erhebung zur Gesundheit von 150 Menschen ohne festen Wohnsitz durch und begleiteten die Eröffnung einer Notunterkunft aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven. Unsere Studienergebnisse konnten wir in enger Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. und der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. einem Fachpublikum präsentieren und erste Manuskripte in begutachteten, internationalen Journalen veröffentlichen.
National survey on psychiatric and somatic health of homeless individuals during the COVID-19 pandemic
In Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Kooperationspartnern, wie dem Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, dem Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin sowie mit Partnern am Bernhard-Nocht Institut soll nun eine multizentrische Erhebung durchgeführt werden. Dafür sollen bundesweit ca. 800 Menschen ohne festen Wohnsitz in die Erhebung eingeschlossen werden. Neben psychosozialen Parametern wie Einsamkeit, Angst, Depression und Sucht sollen auch chronische und infektiologische Erkrankungen und die medizinische Versorgung der Studienteilnehmer untersucht werden. In besonderem Fokus steht dabei COVID-19: Neben der Serokonversionsrate wird auch die Angst vor einer Infektion und das Risikoverhalten im umschriebenen Kollektiv erfasst. Das Projekt wird durch Fördergelder der VolkswagenStiftung gefördert.