Kinder als Opfer nationalsozialistischer Medizinverbrechen. Die Einbeziehung Minderjähriger in die Tötung behinderter und psychisch kranker Menschen 1939 bis 1945

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Projektleiter: Prof. Dr. med. Heinz-Peter Schmiedebach Mitarbeiterin: Dr. Rebecca Schwoch
E-Mail-Adresse: r.schwoch@uke.de
Laufzeit: 01.05.2001 - 30.04.2004


Zusammenfassung:

Erkenntnisse über die Einbeziehung von Kindern in nationalsozialistische Medizinverbrechen beruhen vor allem auf Prozeßakten und lokalen Forschungen. Im Zentrum der Täteraussagen wie auch der Sekundärliteratur stehen dabei die sog. "Kinderfachabteilungen". Deren Arbeit und die dort erfolgten Tötungen werden im allgemeinen von den Tötungen Erwachsener streng geschieden und isoliert betrachtet. Diese Konzentration auf die Fachabteilungen läßt aber verschiedene kontextuelle Gesichtspunkte, die auch die Motive der dort tätigen Ärzte betreffen, weitgehend außer acht. Deshalb wird in dem Projekt 1) eine Einordnung der Kindertötungen in den Gesamtzusammenhang der NS-Tötungsverbrechen an Kranken und Behinderten vorgenommen sowie die Einbeziehung von Kindern in die "Aktion T4" und in die dezentralen Euthanasieaktionen 1941-1945 untersucht; 2) werden die zwischen den Personen und verschiedenen Institutionen bestehenden Verflechtungen im Sinne eines informellen Netzwerkes beschrieben. Beispielhaft konzentriert sich diese Analyse auf eine private Kinderklinik (Wentzler Berlin), eine psychiatrische Einrichtung (Wiesengrund Berlin) und eine hochspezialisierte Forschungseinrichtung (Brandenburg-Görden). Durch die Untersuchung der drei genannten Einrichtungen wird eine regionale Perspektive erreicht und zudem die über die einzelnen disziplinären Grenzen hinausgehenden Verbindungen, Kooperationen und arbeitsteiligen Aktionen herausgestellt.