Alltagsbezogenes Training in der Häuslichkeit
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Alltagsbezogenes Training in der Häuslichkeit

Förderung der Teilhabe an Alltagsaktivitäten bei Schlaganfallpatienten durch modifizierte Constraint-induced movement therapy (home CIMT)


Anne Barzel1, Britta Tetzlaff1, Anne Stark1, Hendrik van den Bussche1, Martin Scherer1
Gesche Ketels2, Heike Krüger2, Kerstin Haevernick2,
Christian Gerloff3, Anne Daubmann4, Michael Supplieth4, Karl Wegscheider4,

1Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, UKE
2Physiotherapie, UKE
3Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, UKE
4Klinik und Poliklinik für Neurologie, UKE

Hintergrund und Fragestellung

Für Schlaganfallpatienten mit Beeinträchtigung der motorischen Funktion der oberen Extremität empfehlen Leitlinien die Constraint-induced movement therapy (CIMT), die u.a. durch Restriktion des „gesunden“ Armes den Mehrgebrauch des betroffenen Armes forciert. Für hochfrequent und intensiv durchgeführte CIMT gibt es Evidenz, dass die Patienten erlernte Fertigkeiten in ihren Alltag übertragen und damit die Voraussetzung für ihre Teilhabe an Alltagsaktivitäten verbessern. Da ein vergleichbares Konzept bislang in der ambulanten Versorgung fehlt, entwickelte die interprofessionelle Forschergruppe am UKE die modifizierte Form home CIMT, die in der Häuslichkeit der Patientinnen und Patienten durchgeführt wird.

Design und Methodik

Cluster-randomisierte Studie mit Schlaganfallpatienten, die zum Zeitpunkt der Studie in Therapiepraxen in Behandlung waren. Patienten der Interventionsgruppe erhielten über vier Wochen das neue Therapiekonzept. In home CIMT fortgebildete Ergo- und Physiotherapeuten leiteten die Patienten an und supervidierten das häusliche Übungsprogramm in wöchentlich durchgeführten Hausbesuchen. Die Patienten führten die zuvor festgelegten Übungen täglich für zwei Stunden in Begleitung eines nicht-professionellen Übungsbegleiters (z.B. eines Angehörigen) durch. Patienten der Kontrollgruppe erhielten übliche Physio- oder Ergotherapie.

Ergebnisse

Für 156 Schlaganfallpatienten im chronischen Stadium nach einem Schlaganfall (im Mittel 4 Jahre) konnte die Forschergruppe zeigen, dass home CIMT (n=85) und übliche Physio- und Ergotherapie (n=71) zu einer signifikanten Verbesserung des Gebrauchs des schlaganfallbetroffenen Armes führten. In Bezug auf den Einsatz des Armes bei Alltagstätigkeiten (primärer Endpunkt) war home CIMT den konventionellen in der Ergo- und Physiotherapie angewendeten Verfahren (z.B. Bobath) überlegen, während sich die motorische Funktion der oberen Extremität in beiden Gruppen gleichermaßen verbesserte.* Diese Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem David Sackett-Preis 2016 sowie dem Dr. Lothar-Beyer-Preis 2016 und war für den MSD Gesundheitspreis 2016 nominiert.

* Barzel A, Ketels G, Stark A, Tetzlaff B, Daubmann A, Wegscheider K, van den Bussche H, Scherer M. Home-based constraint-induced movement therapy for patients with upper limb dysfunction after stroke (HOMECIMT): a cluster-randomised, controlled trial. Lancet Neurol 2015; 14: 893-902.

Geplante Ergebnisverwertung

Neu ist die Ausrichtung von home CIMT speziell auf die Teilhabe an Alltagsaktivitäten und die Berücksichtigung vorhandener Ressourcen. Die Forschergruppe strebt die Einführung dieses neuen Therapiekonzepts in die vertragsärztliche Versorgung an. Eine zertifizierte Fortbildung für Therapeuten soll ab 2018 angeboten werden.

Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Laufzeit: Januar 2011 bis 2018

Ansprechpartnerin: Anne Barzel