VIEL MEHR ALS EBOLA

Nicht erst seit der jüngsten Ebola-Epidemie sind die Verbindungen zwischen dem UKE und Westafrika eng. Seit vielen Jahren engagieren sich Wissenschaftler der AG „Tropenmedizinische Forschung“ der I. Medizinischen Klinik in Ghana. Zur Zeit laufen verschiedene Projekte, von denen insbesondere Kinder profitieren.

Malaria! So lautete viele Jahre lang die Standardbegründung in Afrika, wenn Menschen Fieber hatten. „Inzwischen weiß man, dass auch in Gebieten mit hoher Malariahäufigkeit 60 bis 70 Prozent der Fieberfälle nicht auf Malaria zurückzuführen sind“, sagt der UKE-Tropenmediziner Dr. Benno Kreuels. Häufig seien Atemwegsinfekte durch Viren oder Bakterien der Grund. „In einer Studie an zwei Krankenhäusern in Ghana konnten wir zeigen, dass sich dort 30 bis 40 Prozent der Kinder mit dem Leitsymptom ‚Husten‘ vorstellen.“ Welche Erreger die Atemwegsinfektion auslösen, sei meist aber unbekannt. Und selbst wenn Erreger gefunden werden, ist schwer einzuschätzen, wie gefährlich diese sind.

Eine neue Studie soll nun helfen, das Problem zu lösen. „Wir werden sowohl von Kindern, die wegen eines Atemwegsinfekts stationär behandelt werden, als auch von gesunden Kindern Abstriche des Nasenrachenraumes anfertigen und auf 20 häufige bakterielle und virale Erreger hin untersuchen“, sagt der Arzt. Danach lasse sich die Häufigkeit der Erreger und auch ihre Gefährlichkeit abschätzen. „Die Ergebnisse werden direkten Einfluss auf die Diagnostik und Therapie der Kinder haben und sie sollen eine Datengrundlage für nationale Behandlungsempfehlungen in Ghana liefern.“


Bedrohliche Durchfälle

Wie gefährlich das Bakterium Tropheryma whipplei ist, interessiert Benno Kreuels Kollege Dr. Christof Vinnemeier: „Tropheryma whipplei könnte in Entwicklungsländern für eine unbestimmte Anzahl von Erkrankungen, insbesondere auch bei Kindern, verantwortlich sein“, sagt der Mediziner. Bekannt sei, dass der Erreger, der auch die sehr seltene, aber unbehandelt tödlich verlaufende Krankheit Morbus Whipple auslöst, in Stuhlproben von Menschen häufig ist, die in einer Umgebung mit eingeschränkten hygienischen Bedingungen leben. Das sei in den ländlichen Regionen Westafrikas der Fall. „An einem Krankenhaus in Pramso in Ghana untersuchen wir daher zur Zeit, ob Tropheryma whipplei bei kleinen Kindern im Alter von zwei bis zwölf Monaten Durchfälle auslöst.“


Therapie mit Nebenwirkungen

Auch wenn die Diagnose gesichert ist: Die Therapie einer schweren Malaria ist in Endemiegebieten eine medizinische Herausforderung. Goldstandard dafür ist seit wenigen Jahren der Wirkstoff Artesunat. Er ist effektiv gegen den Erreger, hat aber einen Nachteil: Artesunat kann eine schwere Blutarmut (Anämie) auslösen. Patienten müssen daher bis zu vier Wochen lang überwacht werden. „Wir konnten als erste Arbeitsgruppe zeigen, dass dies bei afrikanischen Kindern mit schwerer Malaria mit einer Häufigkeit von über sieben Prozent eine relevante und häufige Komplikation ist“, sagt Malaria-Experte Dr. Thierry Rolling.

Eine standardisierte Nachbeobachtung der Patienten sei in den ressourcenarmen Malariagebieten in Afrika nur schwer durchführbar. Eine aktuelle Studie soll helfen, diejenigen Patienten bereits vor der Behandlung zu identifizieren, die ein besonders hohes Anämierisiko haben. Rolling: „Außerdem untersuchen wir auch die pathophysiologischen Hintergründe.“