Helfen und voneinander lernen
Als die Kinder-Intensivpflegerin Margrit Wessel und der Kinder-Intensivkrankenpfleger Mathias George im März gefragt werden, ob sie sich einen Einsatz auf einer Erwachsenen-Intensivstation vorstellen könnten, sind sie sofort einverstanden. Mehrere Wochen unterstützen sie die Kolleginnen und Kollegen auf der H2b im Universitären Herz- und Gefäßzentrum, während die COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen im Hauptgebäude des UKE versorgt werden. Nun sind sie in die Kinderklinik zurückgekehrt – mit vielen neuen Erfahrungen im Gepäck und dem guten Gefühl, geholfen zu haben.
Frau Wessel, wie fühlt es sich an, nach so vielen Wochen zu den Kindern zurückzukehren?
Margrit Wessel: Ein bisschen so, als würde man nach Hause kommen. Ich freue mich, wieder in meinem festen Team zu arbeiten. Zugleich fand ich die Zeit in der Erwachsenen-Intensivpflege sehr lehrreich und spannend. Vieles läuft anders als bei uns – das fängt schon bei der Grundstruktur an. Auf der Kinderintensivstation betreuen wir schwerstkranke Kinder vom Schädel-Hirntrauma bis hin zu Krebserkrankungen und Organtransplantationen. Die Erwachsenen-Intensivpflege ist nach Fachrichtungen organisiert. Auf der H2b betreuten wir zu diesem Zeitpunkt ebenfalls interdisziplinäre Intensivpatientinnen und -patienten.
Und wie wurden Sie mit den neuen Abläufen vertraut gemacht?
Mathias George: Das musste recht schnell gehen. Wir wurden ein bis zwei Tage lang eingearbeitet, ich lief dann einen weiteren Tag bei einer Kollegin mit und konnte am dritten eigenständig auf der H2b arbeiten. Da wir als Kinder-Intensivpfleger thematisch breit aufgestellt sind, war die Betreuung der erwachsenen Patienten immer noch eine Herausforderung, aber gut zu leisten.
Warum stimmten Sie auf Anhieb zu, die Klinik für Intensivmedizin (KIM) zu unterstützen?
Mathias George: Weil mich das große Leid, das in vielen italienischen Krankenhäusern herrschte, sehr berührt hat. Mit meiner Arbeit hoffte ich, die Intensivpflege entlasten zu können und auf diese Weise zu einer Erweiterung unserer Intensivkapazitäten für eine möglichst hohe Zahl an COVID-19-Patienten beizutragen. Wichtig war mir auch, mich noch vor dem befürchteten Ansturm durch Corona-Infektionen einarbeiten zu können. So extrem ist es dann ja zum Glück nicht gekommen!
Wie erleben Sie Ihre Arbeit in Corona-Zeiten?
Margrit Wessel: Negative Gedanken oder Sorgen konnte ich meistens schnell beiseiteschieben, wenn ich mir die Fakten vor Augen führte. Das UKE hat zahlreiche Schutzmechanismen geschaffen, um eine Ausbreitung von Corona zu verhindern. Jeder Patient wird vor der Aufnahme getestet, alle halten sich streng an die Hygienevorschriften. Dazu gehört natürlich auch das Tragen eines Mundschutzes während der gesamten Dienstzeit.
Mathias George: Was mir in der Hochphase von Corona sehr nah ging, waren die Besuchsbeschränkungen. Gerade für die kleinen Patienten ist die Unterstützung durch die Familie immens wichtig.
Was nehmen Sie von Ihrem Ausflug in die Erwachsenenmedizin mit?
Margrit Wessel: Ich denke, es ist keine Einbahnstraße, sondern mehr ein Lernen voneinander. Was ich für mich mitnehmen konnte, sind viele kleine Tricks, die mir auch meine Arbeit in der Kinderklinik erleichtern werden. Etwa das Handling von erwachsenen Patienten, die mehrmals am Tag gelagert werden mussten. Es hat mich beeindruckt zu sehen, wie viel die Pflege in der Erwachsenen-Intensivmedizin leisten muss, nicht nur körperlich, sondern auch inhaltlich. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit unserer Berufsgruppe wurde durch den Einsatz enorm gestärkt, da Vorurteile korrigiert werden konnten (lacht).
Mathias George: Da kann ich mich Margrit nur anschließen. Auch ich habe mir während meines Einsatzes in der KIM ein paar Dinge abgeschaut, die ich mit in das Kinder-UKE nehmen werde. Es lohnt sich immer, mal über den Tellerrand zu schauen, um frischen Wind in die Routine zu bringen.