Die Sprechstunde ins Internet verlegen
Als zum Schutz vor Ansteckungen mit dem SARS-CoV-2-Virus Mitte März Kontaktbeschränkungen in Hamburg erlassen wurden, blieben viele Patientinnen und Patienten den Sprechstunden im UKE fern. Innerhalb von kürzester Zeit stellte die IT eine Software zur Verfügung, mit der Sprechstunden und Therapiegespräche online abgehalten werden können.
Ins UKE kommen Patientinnen und Patienten aufgrund vieler unterschiedlicher Erkrankungen. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie konnten viele Bereiche und Ambulanzen jedoch nur eingeschränkt Präsenzsprechstunden und Behandlungen anbieten. „In dieser Situation waren wir dankbar, dass uns vom Hersteller der Videosprechstundensoftware ‚Clickdoc‘ kostenlose Lizenzen angeboten wurden“, berichtet Kristin Kurzmann aus der IT des UKE. Von Vertreterinnen und Vertretern des Ambulanzzentrums habe sie mögliche Einsatzgebiete für die Online-Sprechstunde zusammengestellt bekommen – „eine lange Liste!“, so die Anwendungsbetreuerin.
Sehr positive Rückmeldungen
Gemeinsam mit Kolleginnen, die normalerweise – wie sie selbst als Betreuerin des Praxis-Verwaltungssystems des Ambulanzzentrums – in ganz anderen IT-Bereichen arbeiten, testete sie innerhalb weniger Tage die neue Software auf Sicherheit sowie Stabilität und band dann im Eilverfahren nahezu hundert Ärztinnen, Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten in das neue System ein. Keine leichte Aufgabe: „Viele Laptops im UKE haben keine Kameras und in einigen Bereichen waren bisher erst sehr wenige Laptops im Umlauf; da aber halb Deutschland bereits im Homeoffice war, gab es sowohl kaum Laptops mit Kameras als auch nahezu keine separaten Webcams auf dem Markt“, erzählt sie. Da die Videokonferenzen bestimmte Browser erfordern, mussten die Systeme auch neu genug sein, damit alles funktioniert. Schließlich konnte der notwendige Nachschub dennoch eingekauft werden. „Meine Kollegin Sabine Renter und ich haben dann zwei Wochen lang im Zwanzigminutentakt neue Laptops ausgegeben, Windows 10 kurz erklärt, Clickdoc erläutert – alles mit Abstand, ständiger Händedesinfektion und Mund-Nasen-Schutz“, sagt Kurzmann.
Von den Nutzerinnen und Nutzern erhielt sie bereits in der Anfangszeit sehr positive Rückmeldungen: „Gerade für Patienten, die weiter weg wohnen, war das Angebot mit der Videosprechstunde eine sehr attraktive Alternative. Und wer wartet zu Corona-Zeiten schon gern in vollen Wartezimmern?“ Wichtig für die Entscheidung für den Anbieter sei zudem gewesen, dass die Software von der kassenärztlichen Vereinigung zur Abrechnung der Sprechstunden anerkannt ist.
Pragmatische Lösungen schnellstmöglich umgesetzt
Schon nach kurzer Zeit wurde die Zahl der Lizenzen stark erhöht und weitere Bereiche an die neue Software angeschlossen. Heute sind 200 Rechner und beinahe 300 Lizenzen vergeben. „Normalerweise würden wir für so ein Projekt etwa ein Dreivierteljahr Vorlauf einplanen“, verdeutlicht Kurzmann. Doch da aufgrund der Pandemie die Zeit sehr drängte, Abstimmungswege abgekürzt und pragmatische Lösungen gefunden wurden, konnten sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen die funktionierende Videosoftware innerhalb weniger Wochen zur Verfügung stellen.
„Für die Patienten ist die Nutzung der Videosoftware wirklich sehr einfach – sie müssen nur einen Link anklicken, das geht sogar per Smartphone“, erläutert Kurzmann. Auch ältere Patientinnen und Patienten kämen damit zurecht, wenn sie ein wenig technikaffin seien. Insbesondere bei psychotherapeutischen Gesprächen konnte die neue telemedizinische Sprechstunde nicht nur einen Mangel überbrücken, sondern sogar neue Möglichkeiten eröffnen: „Wir haben von vielen behandelnden Ärzten und Therapeuten gehört, dass das Angebot gern genutzt wird und die Kommunikation auf Augenhöhe teilweise den Austausch sogar erleichtert“, berichtet Kurzmann.