Ausgefragt?! – Schadet Stress dem Ungeborenen?
Interview mit Prof. Arck und Prof. Diemert
Die Weichen für einen guten Start ins Leben werden schon vor der Geburt gestellt. Die Professorinnen Petra Arck und Anke Diemert aus der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) fanden heraus, dass sich eine erhöhte Stressbelastung während der Schwangerschaft nachteilig auf die Gesundheit von Kindern im späteren Leben auswirken kann, beispielsweise auf chronische Immunerkrankungen wie Allergien oder Asthma. Welche Faktoren Einfluss auf die Entwicklung des Ungeborenen haben und welche Rolle hierbei beispielsweise Stress, Ernährung oder das Klima haben, erklären die UKE-Forscherinnen im Gespräch.
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Das Interview zum Nachlesen
Mein Name ist Petra Arck, ich bin Professorin für experimentelle Feto-Maternale-Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Was bedeutet Stress für die Entwicklung eines Ungeborenen?
Um zu beantworten, was Stress für die Entwicklung eines Ungeborenen bedeutet, muss man sich zunächst überlegen, was ist Stress überhaupt? Stress kann eine klassische psychische Belastung sein, eine ausweglose Situation. Eine Stressbelastung während der Schwangerschaft kann auch z.B. eine Infektion sein oder auch unausgewogene Ernährung. Diese Stressbelastungen während der Schwangerschaft können dazu führen, dass z.B. das mütterliche Immunsystem aktiviert wird oder dass sich auch die hormonelle Situation verändert. Dadurch kann sich auch die Plazentafunktion verändern. Diese Botenstoffe können übertreten auf das ungeborene Kind und dort das Wachstum des Kindes beeinträchtigen.
Was verursacht Stress während einer Schwangerschaft?
Stress während einer Schwangerschaft wird verursacht z.B. erst einmal klassisch durch psychische Belastung, also herausfordernde Situationen, denen die schwangere Frau möglicherweise erst einmal nicht gewachsen ist. Aber es kann sich auch um unausgewogene Ernährung handeln oder z.B. auch eine Infektion.
Frühgeborene leiden häufiger unter Infekten als andere Kinder – wissen wir warum?
Frühgeborene leiden häufiger unter Infekten, weil ihr Immunsystem noch nicht voll ausgereift ist. Sie sind dann im Schnitt ja mindestens vier Wochen zu früh zur Welt gekommen. Aber auch z.B. das Lungengewebe und andere Gewebe im Darm usw. sind noch nicht so ausgereift, was das Infektrisiko erhöhen kann.
Mein Name ist Anke Diemert, ich bin Professorin für Hebammenwissenschaft mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe und Pränatalmedizin hier am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Was passiert im Körper einer Schwangeren, wenn sie großer Hitze ausgesetzt ist?
Hitze kann zu einer Stressreaktion im Körper einer Schwangeren führen, und Schwangere sind hierfür ganz besonders empfindsam. Ob sich aus Hitze Stress entwickelt, hängt unter anderem davon ab, an welche Umgebungstemperatur die Schwangere gewöhnt ist, in welcher Schwangerschaftswoche sie sich befindet und wie lange die Hitze anhält.
Wie kann sich die werdende Mutter vor Hitze schützen?
Die Schwangere sollte vor allem gut auf sich achtgeben und auch auf ihr Bauchgefühl hören. Das bedeutet, dass generelle Maßnahmen gegen die Hitze wie lockere, luftige Kleidung, Sonnenschutz, das Vermeiden von einer direkten Einstrahlung des Sonnenlichtes, aber auch Maßnahmen wie viel Flüssigkeit trinken, regelmäßige Pausen einzulegen innerhalb der Schwangerschaft wie auch außerhalb besonders wichtig sind.
Haben Sie noch eine Botschaft für Schwangere?
Meine Botschaft an die Schwangeren: Geben Sie gut acht auf sich! Hören Sie auf Ihr Baugefühl, lassen Sie sich nicht verrückt machen und genießen Sie entspannt Ihre Schwangerschaft.