Weltkrebstag 2021: Drei Fragen an... Prof. Dr. Katja Weisel
Die Corona-Pandemie ist vor allem auch für Krebspatientinnen und -patienten herausfordernd. Viele Krebserkrankte sind derzeit verunsichert, weil sie sich fragen, ob geplante Operationen oder medikamentöse Therapien weiter gewährleistet werden können. Im Interview beantwortet Prof. Dr. Katja Weisel, Stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Fragen zum Thema Corona und Krebserkrankung.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Behandlung von Krebspatientinnen und Krebspatienten aus?
Prof. Dr. Katja Weisel: Die Corona-Pandemie stellt uns, unser UCCH-Netzwerk und unsere Patientinnen und Patienten seit nun fast einem Jahr täglich vor neue Herausforderungen. Viele Patientinnen und Patienten sind auch gerade durch die Dauer der Pandemie zunehmend verunsichert, ob sie noch adäquat versorgt werden. Derzeit drehen sich zunehmend viele Fragen um die Impfung und die Sorge um die Impfstoffknappheit. Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Erreger isolieren sich zudem einige Krebserkrankte im Alltag vollständig. Außerdem haben einige Patientinnen und Patienten Sorge, sich im Krankenhaus oder auch in einer Arztpraxis mit COVID-19 zu infizieren. Wir haben in dem Jahr der Pandemie und mit dem zunehmenden Wissen um das Virus und seine Verbreitung kontinuierlich unsere Sicherheits- und Schutzmaßnahmen angepasst. Hierdurch können wir gewährleisten, dass bei uns auch in der gegenwärtigen Situation alle notwendigen Standardtherapien, innovative Therapieverfahren und die Behandlung im Rahmen von klinischen Studien angeboten werden. Steht eine Therapie an, wägen wir jeden individuellen Fall sehr sorgfältig ab und entscheiden im Team, ob die Behandlung aufgrund der Corona-Lage eventuell angepasst werden muss. Alle Behandlungen finden unter besonderen Hygienebedingungen statt. Darüber hinaus haben wir einige unserer Sprechstunden als Online-Format eingeführt, damit wir zwar mit unseren Patientinnen und Patienten in Kontakt bleiben, diese aber nicht den Weg in unser Zentrum auf sich nehmen müssen. Um die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in dieser herausfordernden Zeit stetig zu verbessern, tauschen wir uns regelmäßig mit den Mitgliedern des UCCH-Netzwerks zu den wichtigsten Leitlinien und über besondere Krankheitsverläufe aus und untersuchen gemeinsam in einer Studie, wie sich die Pandemie auf Krebserkrankte auswirkt.
Welche Empfehlung können Sie den Krebspatientinnen und Krebspatienten aussprechen?
Prof. Dr. Katja Weisel: Für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten ist die persönliche Situation und der Umgang mit der Erkrankung unterschiedlich. Daher sollten Patienten ihre Fragen mit dem behandelnden Team aus Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften besprechen. Darüber hinaus empfehle ich Patientinnen und Patienten, nach der Möglichkeit einer Online-Sprechstunde zu fragen und auch die telefonischen Beratungsangebote der Selbsthilfegruppen zu nutzen. Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, sollten Krebserkrankte ganz besonders die Abstands- und Hygieneregeln im Alltag beachten und sich großzügig Hilfe und Unterstützung bei den Erledigungen des täglichen Lebens holen. Bei Sorgen oder Ängsten stehen neben den behandelnden Kolleginnen und Kollegen und dem Pflegeteam auch die psychosozialen Krebsberatungsstellen und unsere Psychoonkologinnen und -onkologen zur Verfügung. Um unseren Patienten weiterhin gut zu informieren, bieten wir außerdem ab sofort eine digitale Veranstaltungsreihe für Krebserkrankte und Angehörige an, um auch über diesem Weg mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Anlässlich des Weltkrebstages informieren wir zum Beispiel über die neusten Erkenntnisse in der Krebsbehandlung. Wir führen Informationsveranstaltungen zu einzelnen Krebsdiagnosen durch, greifen aber auch wichtige andere Themen zu begleitenden Maßnahmen, wie zum Beispiel das psychoonkologische Thema „Krebskrank in der Pandemie – mit den Ängsten umgehen lernen“ auf. Weitere Informationen finden Sie unter: www.uke.de/inkontaktbleiben .
Werden die ersten Krebspatientinnen und Krebspatienten in Hamburg bereits geimpft?
Prof. Dr. Katja Weisel: Grundsätzlich haben Personen mit Krebserkrankungen laut der Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit eine erhöhte Priorität im Anspruch auf eine Impfung und gehören damit, sofern sie nicht aus anderen Gründen, wie zum Beispiel dem Alter, einer anderen Priorisierungsstufe zugeordnet werden, der dritten Impfgruppe an. Die Regelungen über die Verteilung der Impfdosen werden aber auf nationaler und städtischer Ebene getroffen und liegen nicht in unserer Hand. Grundsätzlich empfehlen wir unseren Krebspatientinnen und -patienten im Einklang mit den nationalen und internationalen Fachgesellschaften eine Impfung. Auch unter laufenden Therapien kann eine Impfung durchaus möglich und sinnvoll sein. Hierzu sollte die behandelnde Onkologin oder der behandelnde Onkologe gefragt werden. Gesonderte Empfehlungen bestehen für Patienten zum Beispiel nach einer Stammzelltransplantation oder nach bestimmten, das Immunsystem beeinflussenden Antikörpertherapien. Die Impfung erfolgt wie bei allen Bürgern über die örtlichen Impfzentren.